Iren und Griechen klammern sich an Herhof-Patente und die MBA Rennerod
Im November 2006 sind wir auf die dubiosen Zusammenhänge zwischen dem bankrotten MBA-Entwickler Herhof-Umwelttechnik, dem irischen Firmenraider Treasury Holdings und der griechischen Baufirma Helector eingegangen. Das Thema ist nicht vom Tisch. Aktuell zerren Iren und Griechen – Besitzer der neuen Herhof-Firma - ohne Rücksicht auf Verluste an der technisch intakten MBA Rennerod im Westerwaldkreis (ehemals erbaut von Herhof-Umwelttechnik). Landrat Weinert befürchtet das Schlimmste, die Insolvenz der Anlage (Bericht der Rhein-Zeitung vom 10. März 2007 s. unten). Das wirft folgende Frage auf: Was bezweckt das Dreigestirn Solms-Dublin-Athen? Soll die MBA Rennerod die neue Referenzanlage werden, nachdem die MBA Osnabrück Probleme hat (s. frühere Berichte)?
Weniger juristische, mehr technische Probleme hat die ostfriesische Vergärungs-MBA Wiefels bei Jever. Sand zerstört immer wieder die Pumpen. Nach unserer Rechnung wäre das die zehnte deutsche MBA, die den Notstand ausgerufen hat (Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 9. März 2007 s. unten).
Der schlechte Ruf der EnBW-Vergärung in Buchen und Heilbronn hätte beinahe einen australischen Anlagenbauer um zwei Aufträge im englischen Lancashire gebracht. In Lancashire war man vorher schon von der Herhof-Pleite überrascht worden. Herhof sollte dort ursprünglich eine Trockenstabilisierung bauen. Die australische Global Renewables redete nun mit Engelszungen auf die Entscheidungsträger in Lancashire ein, man beherrsche die MBA-Vergärung nach dem deutschen ISKA-Verfahren, der Gestank sei halt ein deutsches Problem. Ob die Australier schaffen, was in Deutschland vermurkst wurde? Es geht um einen 25-Jahres-Auftrag über 2 Milliarden Pound Sterling. Die Australier kennen sich mit Feuer aus. Die MBA im australischen Eastern Creek bei Sydney hatte am 12. Mai 2006 einen Brand im Bereich der Förderbänder in der Kompostierungshalle. Allerdings soll die Großanlage auch gestunken haben. Sie verarbeitete 11 % des Mülls von Sydney.
http://www.letsrecycle.com/info/localauth/news.jsp?story=6589
http://www.letsrecycle.com/info/waste_management/news.jsp?story=6575
/www.globalrenewables.com.au
Aus Fehlern anderer gelernt hat man in Sachsen. In der neuen MBA in Oelsnitz, Vogtland, kostete der „Brandschutz einen Millionenbetrag". Das sagte Fredo Georgi den Medien. Georgi ist Geschäftsführer der Deponie Schneidenbach, Tochterfirma des Entsorgungsverbandes Vogtland. Die MBA wurde von Nehlsen gebaut, nachdem Herhof-Umwelttechnik wegen Insolvenz das Projekt nicht mehr ausführen konnte. Das ganze Paket der Brandschutz-Maßnahmen sei nach Georgi Bestandteil des Genehmigungsverfahrens und "vom Regierungspräsidium zwingend gefordert" gewesen. Geringere Standards hätten höhere Versicherungsbeiträge zur Folge gehabt.
Spreu und Weizen trennen sich. Es tut weh, es brennt, es kostet Arbeitsplätze und die Bürger müssen in der Übergangsphase draufzahlen. Es ist der Preis für die Goldgräberstimmung, in der erfolgreiche und manche nicht so gute Ideen ohne mehrjährigen Praxisbeweis von den Kommunen gekauft wurden. Der Teufel steckt meist im Detail. Der Restabfall ist nicht so wie angenommen, Aggregate sind oft so wie versprochen, aber falsch eingesetzt und der Optimismus schien über zehn Jahre grenzenlos. Das Einsparen von Geld hat manchmal mehr gezählt als technischer Sachverstand. Hatten wir das nicht schon mal vorher? Müllpyrolyse? Thermoselect – Pilgerstätte der Bürgermeister und Landräte? Kommunale Entscheidungsträger haben es nicht leicht. Sollte die Müllverbrennung am Ende doch der sicherere Weg sein? Rundum-Sorglos-Paket gegen einen Aufpreis?
Und hier noch das jüngste Gerücht. Nach unbestätigten Informationen hat die Betreibergesellschaft Deponie Schneidenbach im Rechtsstreit gegen Treasury Holdings wegen einer nicht gelieferten MBA einen Vergleich geschlossen. Eine Summe wurde nicht bekannt. Wahrscheinlich ein Schmerzensgeld für das Nervenkostüm.
Rhein-Zeitung, 10. März 2007
„Steigen die Müllgebühren?
Nach Verkauf der Mann-Anteile streiten zwei MBS-Gesellschafter - Landrat: Mache mir große Sorgen
Die strukturellen und wirtschaftlichen Probleme rund um die Restmüllverwertung (Stabilatanlage Rennerod) haben sich zugespitzt. Nach wie vor droht die Insolvenz der Mechanisch-Biologischen Stabilisierungsanlage (MBS) Westerwald GmbH & Co. KG, an der der Kreis beteiligt ist.
WESTERWALDKREIS. Drohen den Bürgern höhere Müllgebühren im Kreis? Landrat Peter Paul Weinert gegenüber der Westerwälder Zeitung: "Ich mache mir große Sorgen." Denn es gibt Streit zwischen zwei der drei Gesellschafter, die die Anteile an der Mechanisch-Biologischen Stabilisierungsanlage (MBS) Westerwald GmbH & Co. KG halten. Die Umweltdienste Bohn GmbH (Buseck/Hessen) hat die Gesellschaft aus der Unternehmensgruppe Mann gekauft, die bisher 26 Prozent der Anteile an der MBS hielt. 26 Prozent der Anteile besitzt der Westerwaldkreis, 48 Prozent die Treasury Holdings Germany GmbH (Solms-Niederbiel). Letzterer streitet nun mit der Firma Bohn um die Anteile, die der Vorbesitzer, die Emil Mann GmbH & Co. KG (Langenbach b. K.) zuvor Treasury Holdings und dem Westerwaldkreis angeboten hatte. "Es geht um die Verbindlichkeit dieses Angebotes", erläutert Landrat Peter Paul Weinert auf WZ-Anfrage. Der Gesellschaftervertrag, so Weinert, räume für diese Fälle den Gesellschaftern bestimmte Rechte ein.Weinert spricht von einer unguten Situation: "Wir sitzen wie beim Skat als Dritter dabei, und müssen zuschauen, wie die beiden anderen streiten." Weinert habe zwar seine Vermittlungsdienst angeboten, aber bisher ohne Erfolg. Im Einzelnen gehe es sogar darum, wer denn den Wert der der von Bohn gekauften Anteile begutachten darf. Der Landrat befürchtet vor diesem Hintergrund nach wie vor eine Insolvenz der MBS, und somit neue Schwierigkeiten für die Trockenstabilatanlage in Rennerod, in der der Restmüll des Westerwaldkreises verwertet wird: "Bis vor einem Jahr hatten wir Absatzschwierigkeiten für das Trockenstabilat, jetzt läuft es gut."
Entsorgung gefährdet
Man hänge mit der Müll-Entsorgung an der Existenz dieser Firma in Rennerod, erklärte Weinert. Wenn dort ernsthafte Probleme auftreten sollten, sei auch die günstige Müllentsorgung des Kreises gefährdet. Weinert: "Wenn wir mit unserem Müll neu auf den Markt gehen würden, müssten wir ungefähr die Hälfte mehr bezahlen." Derzeit zahle man 114 Euro pro Tonne, andernorts seien 200 Euro und mehr üblich. Komme es zur MBS-Insolvenz, müsste jeder Haushalt mit höheren Müllgebühren von 45 Euro rechnen, so Weinert. "Wir müssen ein Rieseninteresse daran haben, dass das nicht passiert." Allerdings sei Panik nicht angesagt. Denn man habe schon aus anderen Gründen vor einer MBS-Insolvenz gestanden, weil man den Restmüll nicht absetzen konnte. Mit dieser Gefahr lebe man bereits seit eineinhalb Jahren.Weinerts Prognose zu den derzeitigen Streitigkeiten sieht düster aus: "Wenn keine Einigkeit erzielt wird, müssen wohl die Gerichte entscheiden." Der Landrat ganz offen: "Welche Bank gibt denn in so einer Situation Geld, welche Person ist denn bereit, die Geschäftsführung zu machen. Im Moment hat die Gesellschaft keinen Geschäftsführer, weil es niemand machen will." Faktisch nehme der Eigenbetrieb Westerwaldkreis Abfallwirtschaftsbetrieb (WAB) die Geschäftsführung wahr, rechtlich eingetragen im Handelsregister sei jedoch niemand. Weinert: "Die Situation ist ganz schlimm."Nach Weinerts Einschätzung gehe es dem Hauptgesellschafter Treasury Holdings (TH) um Heizkraftanlagen, deren Technik, das Know-how, Rechte und Patentmuster. Im Hintergrund von TH stehe die griechische Helector-Gruppe, die immer wieder ins Spiel gebracht werde. Weinert: "Wir könnten mit Treasury Holdings und mit Bohn gut leben, nur nicht mit dem Krach."Die Unternehmensgruppe Bohn ist nicht neu in dem Geschäft. Davon konnte sich auch kürzlich der Arbeitskreis Abfallwirtschaft der CDU-Kreistagsfraktion bei einem Besuch in Buseck überzeugen. Ralf Bohn, Geschäftsführer und Mitinhaber der Firma, die insgesamt 76 Mitarbeiter beschäftigt, führte die CDU-Gruppe durch den Familienbetrieb.
Bohn will Stabilat verfeuern
Nach Bohns Angaben arbeitet man Reststoffe aus der Papierindustrie sowie Leichtverpackungen zu Ersatzbrennstoffen auf. Im Jahr 2006, so Bohn, habe man 53 Millionen Euro Umsatz erzielt. Künftig wolle man im Heizkraftwerk Witzenhausen (Hessen), das zur Wärme- und Energieversorgung der dortigen Papierfabrik SCA diene, auch das Westerwälder Trockenstabilat verfeuern. Das Kraftwerk ist im Bau und soll Mitte 2008 in den Probebetrieb gehen. Der abfallpolitische Sprecher der CDU, Dr. Manfred Jackel, sieht in der Bohn-Gruppe einen engagierten und sachkundigen Partner: "Bohn und der Westerwaldkreis haben viele gemeinsame Ziele, die Zusammenarbeit ist ein Gewinn für beide Seiten." Kurt Frank"
Ostfriesen-Zeitung 9. März 2007
„Es gärt vor allem hinter den Kulissen
Von Manfred Stolle
21,5 Millionen Euro teure Müllverwertungsanlage in Wiefels funktioniert nicht richtig
Immer wieder setzte sich Sand ab. Zuletzt konnte die Anlage von Oktober bis Mitte Februar keinen Strom erzeugen.
Wittmund - 21,3 Millionen Euro hat der Zweckverband Abfallwirtschaftszentrum Wiefels in seine Vergärungsanlage gesteckt. Theoretisch sollte sie seit Mai 2005 bereits Energie aus Müll erzeugen. Praktisch stand sie bis vor zwei Wochen immer wieder wegen technischer Mängel. Deshalb wurde die Herstellerfirma zur Verbandsversammlung am Mittwoch in das Wittmunder Kreishaus beordert und in einer kurzerhand nichtöffentlich erklärten Sitzung befragt. „Wir wollten Tacheles reden", sagte ein Gesprächsteilnehmer der OZ. Er bestätigte, dass es gegenwärtig hinter verschlossenen Türen mehr gärt als in den Fermentern. Das millionenschwere System für die mechanisch-biologische Aufbereitung wird seit etwa zwei Wochen hochgefahren. Bis zur Vollauslastung werde es noch zehn bis 16 Wochen dauern, sagte Zweckverbands-Geschäftsführer Lothar Arlinghaus. Der Zweckverbandsvorsitzende Dieter Gabbey (Hooksiel) sagte zur OZ: „Wir wollten endlich verbindlich wissen, wann die Anlage mit voller Leistung läuft." Es gebe ja auch Druck von den Aufsichtsbehörden. Gabbey schilderte die Probleme in der Anlage. Nach Herausfilterung fester Bestandteile werde der Müll verflüssigt, um daraus durch Gärung Energie zu gewinnen, mit der wiederum Strom erzeugt werde. Aus dem flüssigen Müll habe sich immer wieder Sand abgesetzt. Pumpen und Aggregate hätten immer wieder erneuert werden müssen. Stillstände seien die Folge gewesen. Zuletzt habe die Vergärungsanlage seit Oktober keine Energie mehr erzeugt. Inzwischen habe man eine „russisch-einfache" Lösung gefunden: Drei große Siebe holten vor den Pumpen den Sand aus dem Flüssigmüll. Die Vergärung sei das wirtschaftlichste Verfahren. Einen Teil der Energie nutze das Abfallwirtschaftszentrum unter anderem für ein Kompostwerk, Verwaltungsgebäude und die Vergärungsanlage. Der Rest werde verkauft. Laufe die Anlage, werde deutlich mehr Strom produziert als verbraucht, so Gabbey. Offenbar sahen das nicht alle Mitglieder des Zweckverbandes so. „Wir wollten auch den letzten Zweifler zu Wort kommen lassen", sagte Gabbey auf die Frage, warum der öffentliche Punkt „Wiederinbetriebnahme der Vergärungsanlage" plötzlich am Mittwoch als vertraulich eingestuft und die Öffentlichkeit ausgeschlossen worden war. Die Zweifler sollten der Herstellerfirma auch unangenehme Fragen stellen können."
Auf besseres Wetter und weniger Desaster hofft das
Autorenkollektiv Abfallwirtschaft-Kritik
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