Abfallwirtschaftkritik

Das Anliegen der Autoren ist es, die Berichterstattung zur Abfallwirtschaft zu ergänzen und auch zur Aufklärung dubioser Geschäfte beizutragen, die der deutschen Wirtschaft Schaden zufügen. Wir konzentrieren uns vorerst auf die mechanisch-biologische Abfallbehandlung - MBA.

Dienstag, 26. August 2008

Haase Anlagenbau - Downgrading der Haftbarkeit

Haase schlägt Haken – Flucht vor Gläubigern?

In Neumünster, nördlich von Hamburg, scheinen findige Rechtsanwälte am Werk zu sein. Die Haase Energietechnik Gruppe, offiziell Haase Energietechnik AG, gibt ihrem Ableger Haase Anlagenbau immer wieder neue Namen.

Am 27. Juli 2007 berichtet Haase Energietechnik über die
„Haase Anlagenbau AG Projects & Co. KG“
http://www.haase-energietechnik.de/de/News/

Am 3. März 2008 wurde diese Firma geändert in Haase Anlagenbau GmbH Projects GmbH & Co. KG. Die Haase Anlagenbau AG sei nicht mehr persönlich haftender Gesellschafter.
So soll sie laut der Internetseite von Haase auch heute noch heißen.
http://www.haase-energietechnik.de/de/Company_Profile/

Weiterhin gab es in Neumünster die Haase Anlagenbau GmbH, die nunmehr in Hamburg firmierte. Per Beschluss der Gesellschafter wurde sie am 27. Dezember 2007 aufgelöst. Laut Bundeanzeiger ist seit 18. Januar 2008 der Vorstand nicht mehr geschäftsführend. Als Liquidatoren wurden Ellen Heuer und Michael Niemann genannt. Am 1. April 2008 wurde gemeldet, die Gesellschaft sei aufgelöst. Die Gläubiger der Gesellschaft seien aufgefordert, sich bei ihr zu melden.

Am 3. April 2008 wurde diese (aufgelöste, in Liquidation befindliche) Haase Anlagenbau GmbH in N2 Umwelttechnik GmbH umbenannt. Der Firmensitz ist nun wieder 24531 Neumünster, Gadelander Strase 172, wo sich auch der Firmensitz von Haase Energietechnik befindet. Der Eintrag in Hoppenstedt dazu:
„N2 Umwelttechnik GmbH
Früher: Haase Anlagenbau AG“
http://www.hoppenstedt-mittelstaendischeunternehmen.de/N2_Umwelttechnik_GmbH_322108606_1354876.html

Zum Management gehört Rolf Sieksmeyer (zuständig bei Haase Energietechnik für MBA).
http://www.manager-datenbank.de/Sieksmeyer_Rolf_25436156_1354876.html
http://www.haase-energietechnik.de/de/Contact/
http://www.deponie-stief.de/kontakte/anlagen/haase-energietechnik.htm

Über N2 Umwelttechnik ist wenig bekannt. Das Unternehmen hat keine Internetpräsenz und steht nicht unter eigenem Namen im Telefonbuch. Auf der Internetseite von Haase Energietechnik werden die bisher genannten Vorgänge verschwiegen. Lediglich die Lübecker Nachrichten erwähnten am 24. Juni 2008 die inzwischen gegründete Nachfolgefirma N2 Umwelttechnik.
http://www.ln-online.de/regional/2414221

Es entsteht der Eindruck, dass die Verantwortlichkeit und Haftbarkeit der Haase-Firmen zügig heruntergestuft wird. Normalerweise ist solches Verhalten zu beobachten, wenn sich ein Unternehmen Risiken, unzufriedenen Kunden oder Gläubigern entziehen will.

In Lübeck gehen Haase und die Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL) mittlerweile in den Clinch um die MBA Lübeck. Lübeck forderte von dem Anlagenbauer 3,9 Mio. Euro für die mangelhafte Anlage. Es wurde beim Amtsgericht Schleswig ein Mahnbescheid beantragt. Die Baufirma erklärte darauf, dass „die von den EBL geltend gemachten Forderungen in der Summe jeder sachlichen Grundlage entbehren“. Bis auf geringfügige Positionen würde das Unternehmen die Millionen-Forderung nicht anerkennen, teilte Sprecherin Ursula Packhäuser mit. Haase – beziehungsweise die inzwischen gegründete Nachfolgefirma N2 Umwelttechnik – listet Gegenforderungen an die EBL von 4,1 Millionen Euro auf. Gleichzeitig betonen die Neumünsteraner, dass sie zu einer fairen Beilegung des Konflikts bereit seien.
http://www.ln-online.de/regional/2414221

Unser Eindruck: Die Lübecker müssen sich beeilen, bevor die N2 Umwelttechnik wieder umbenannt, aufgelöst, liquidiert oder in die britische Minimalunternehmensform „Limited“ umgewandelt wird.

Die Absicht der Lübecker, die erfahrenen Abfallprofis Nehlsen und Dörner ins Boot zu holen, ist zunächst gescheitert. Ursprünglich sollten knapp 50 Prozent der EBL zum Schleuderpreis von 1,54 Mio. Euro an die beiden Entsorger verkauft werden, vor allem, so die offizielle Begründung, um die MBA auszulasten. Das Bundeskartellamt hat den Deal jedoch im Juli 2008 verboten.
http://www.ln-online.de/regional/2423864

Ganz so, als ob es die Fehlfunktionen der Lübecker MBA gar nicht gäbe, benannte Haase die Anlage wiederholt als Referenz, z.B. in der IFAT-Pressemitteilung vom 4. Mai 2008.
„Nach dem Vorbild der von HAASE errichteten MBA Lübeck sind zur Zeit MBA-Projekte auf Malta und in der Region Manchester (England) im Bau. Ein weiterer Vertrag für eine MBA in Portugal ist unterschrieben.“

In der Pressemitteilung vom 14. Juli 2008 wird die MBA Lübeck nicht mehr explizit als Referenz genannt. Die Vollmundigkeit lässt geringfügig nach.
„Die MBA-Anlage zur mechanisch-biologischen Behandlung des Siedlungsabfalls der Region Krementschuk soll eine Vorbildfunktion für die zukünftige Abfallbehandlung in der gesamten Ukraine übernehmen. Sie wird mit einer Kapazität von rund 140.000 Tonnen pro Jahr ausgelegt. Die eingesetzte Verfahrenstechnik (Nassvergärung und Nassoxidation) entspricht dem bewährten HAASE MBA-Standard, der von der HAASE Anlagenbau GmbH Projects & Co. KG in mehreren europäischen Ländern eingesetzt wird.“

Weitergehendes Interesse soll es auch in Australien, Korea und im mittleren Osten geben oder gegeben haben.
http://www.ask-eu.de/default.asp?Menue=1000&cmd=VIEW_ARTIKEL11067

Den genannten Projekten ist eines gemeinsam: Die Auftraggeber sind so weit entfernt, dass sie wohl kaum die Lübecker Nachrichten lesen werden. Ob das alles gut geht?

Freundliche Grüße von
Henriette Franke für Autorenkollektiv Abfallwirtschaftkritik

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