Abfallwirtschaftkritik

Das Anliegen der Autoren ist es, die Berichterstattung zur Abfallwirtschaft zu ergänzen und auch zur Aufklärung dubioser Geschäfte beizutragen, die der deutschen Wirtschaft Schaden zufügen. Wir konzentrieren uns vorerst auf die mechanisch-biologische Abfallbehandlung - MBA.

Montag, 23. April 2007

Abfallentsorgung in Rostock, Heilbronn, Buchen, Ennigerloh, Ihlenberg

Von Leserseite wurde angeregt, dass wir mal positiver berichten sollten. Machen wir.

Die Rattenpopulation in der Umgebung der MBA Rostock erfreut sich bester Gesundheit. Daß sich die Nager über den Gestank der Anlage beschwert haben sollen, halten wir für ein unglaubwürdiges Gerücht. Leider geht es dem Damwild in der Gegend nicht so gut.
(s. Norddeutsche Neueste Nachrichten unten).
http://www.svz.de/nnn/newsnnn/NNNVermischtes/18.04.07/23-16801193/23-16801193.html

Den Anlegern des amerikanischen Private-Equity-Fonds KKR - Kohlberg Kravis Roberts geht es wahrscheinlich gut. Dass sich die Nager, äh Anleger nicht über das Verschwinden von 800 Millionen Euro aus der DSD-Kasse beschwert haben, halten wir für ein glaubwürdiges Gerücht. Mehr steht in einem Bericht der Zeitschrift Capital, der von Europaticker / Umweltruf wiedergegeben wird.
http://www.umweltruf.de/ticker/news_druck0.php3?nummer=1006

Die Ecowest Entsorgungsverbund Westfalen GmbH behebt den Brandschaden der MBA Ennigerloh. Die Grobaufbereitung der Ersatzbrennstoffanlage wird neu errichtet, für 160.000 Jahrestonnen. So steht es in der Ausschreibung von April 2007, an der Remondis in Lünen beteiligt ist.

Die MBA Ihlenberg zwischen Lübeck und Rostock ist am 16. April nicht abgebrannt, es war nur das Zwischenlager für Hausmüll. Die Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft mbH – IAG – hat zwar die Polizei zunächst am Betreten des Grundstücks gehindert, sie aber dann später doch reingelassen (s. Gadebusch-Rehnaer Zeitung unten).
http://www.svz.de/newsmv/lr/gad/18.04.07/23-16801019/23-16801019.html

Die MBA in Buchen und Heilbronn wurden nicht nur geruchsbedingt geschlossen. Auch das „Geostabilat“, das dort produziert wurde, war mangelhaft. Das ISKA-Verfahren habe als Pilotanlage funktioniert, in größerer Dimension nicht mehr. Die Anlagen seien gleich unter Vollast angefahren worden. Üblich ist ein mehrmonatiger Probebetrieb.
(s. Heilbronner Stimme unten)
http://stimme.de/nachrichten/landkreis-heilbronn/art1923,990424.html?fCMS=b5dc65949912a8e209ea73895752d13c


Artikel in den Norddeutschen Neueste Nachrichten am 18. April 2007

„Sterben Rehe am Plastikmüll?
Jäger beobachten verstärkt totes Damwild / Keine Meldung beim Veterinäramt
Rostock (Nadine Schuldt) • Seit der Inbetriebnahme der Restabfallbehandlungsanlage im Überseehafen beobachten Jäger ein vermehrtes Damwild-Sterben. Geruchsbelästigung nahe der Halle und eine verstärkte Rattenplage verärgern die Bürger ebenso. Mit dem Bau einer Müllverbrennungsanlage könnte die Wut steigen. Dem Jäger Reinhard Weber laufen auf seinen Fahrten vom Wäldchen „An den Schwienskuhlen“ zu seiner Wohnung seit Monaten vermehrt Ratten vors Auto. „Früher habe ich hier gerade mal einen Marder oder einen Fuchs gesehen“, erklärt der zuständige Förster für das Jagdrevier zwei. Er führt das vermehrte Auftreten der Nagetiere auf die Inbetriebnahme der Restabfallbehandlungsanlage mit ihren Teilbereichen Müllverbrennung und mechanisch-biologische Aufarbeitung (MVA und MBA) im Überseehafen zurück.
Seine Beobachtungen reichen noch weiter. „Bei verendeten Damhirschen haben wir den Magen aufgeschnitten und Folienreste gefunden“, so der Förster. In seinen Augen könne der Wind beim Verladen der Reste den Plastikmüll in das angrenzende Waldgebiet herüberwehen. Der zu Knäueln zusammengefaltete Plastemüll werde dann vom Damwild angeknabbert. Als Wiederkäuer verenden Hirsche und Rehe qualvoll daran. Seine Kollegen hätten auch schon verendete Tiere gesehen.
Meldungen über totes Damwild sind bei den entsprechenden Ämtern nicht eingegangen. „Hätten Bürger tote Tiere gemeldet, dann würden wir sie bergen“, erklärt Diethard Hoffmann, Leiter der Einsatzgruppe Tierrettung bei der Berufsfeuerwehr. Das Veterinäramt hat ebenfalls noch keine Informationen bekommen. „Von totem Damwild ist in unserem Gebiet nichts bekannt“, sagt Veterinäramtsleiter Steffen Zander. In seinen Augen müsse die zuständige Firma – in diesem Fall die Entsorgungs-Verwertungs-Gesellschaft (EVG) – schon vor der Inbetriebnahme ein Konzept zur Schädlingsbekämpfung parat haben. Mit dem Bau einer Müllverbrennungsanlage wird sich die Menge der anfallenden Reste fast verdoppeln. Die jetzt schon vorhandene Geruchsbelästigung könnte dann erlaubte Grenzwerte überschreiten. „Wenn man unmittelbar am Waldrand sitzt, riecht es schon ziemlich stark“, sagt Förster Jäger. Nach Angaben der EVG liegt der verwertete Müll „im Grenzbereich der Auslegungskapazitäten der biologischen Stufe“. Bei einer Erweiterung, so heißt es auch in einem Änderungsantrag der EVG zum Bundes-Immissionsschutzgesetz, sei die Einhaltung der Grenzwerte laut Abfallablagerungsverordnung gegeben.“
http://www.svz.de/nnn/newsnnn/NNNVermischtes/18.04.07/23-16801193/23-16801193.htmlhttp://www.svz.de/nnn/newsnnn/NNNVermischtes/18.04.07/23-16801193/23-16801193.html


Artikel in der Gadebusch-Rehnaer Zeitung vom 18. April 2007
„Schreck in der Nacht: Feuer auf dem Ihlenberg
Hausmüll-Zwischenlager brannte durch Selbstentzündung
Nordwestmecklenburg (Volker Bohlmann) • Ein Feuer auf der Mülldeponie Ihlenberg bei Selmsdorf hielt in der Nacht zu gestern drei Feuerwehren in Atem. Nach Aussagen der Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft mbH geriet zwischengelagerter Hausmüll durch Selbstentzündung in Brand. Hektische Betriebsamkeit auf dem Ihlenberg. In der Nacht von Montag zu Dienstag geriet dort Hausmüll in einem Zwischenlager in Brand. Nach Angaben von Katrin Hase, Prokuristin der IAG Ihlenberg Abfallentsorgungsgesellschaft mbH, brach das Feuer zirka 20 Minuten vor Mitternacht aus. Wenige Minuten darauf kam die betriebseigene Feuerwehr zum Einsatz. Obwohl es sich nach Aussagen der IAG um einen „oberflächlichen Brand“ handelte, rückten gestern gegen 1 Uhr die Selmsdorfer Wehr und gegen 1.40 Uhr die Teschower Brandbekämpfer zum Einsatzort aus. „Durch das koordinierte Zusammenwirken aller Kräfte war der Brand schnell unter Kontrolle gebracht“, lobt Hase.
Für Spekulationen sorgte die Meldung, dass zwei Polizeibeamte trotz Gefahrenlage keinen Zutritt zum Gelände der IAG erhielten und die Teschower Wehr ohne Sirene zum Einsatzort fuhr. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte Steffi Nietz, Pressesprecherin der Polizeidirektion Schwerin, beide Meldungen. Gegenüber der SVZ versicherte Katrin Hase, dass es nichts zu vertuschen gab. Es handelte sich nur um Vorsorgemaßnahmen: „Eine Gefahr für Menschen bestand nicht. Unser Labor hat eine Gasmessung durchgeführt.“ Dass die Beamten an der Toreinfahrt warten mussten, habe etwas mit dem Sicherheitsbedürfnis zu tun. Nach Abschluss der Koordinationsmaßnahmen konnten sich die Polizisten ein Bild von der Situation auf dem Gelände machen. „Nach unserem Kenntnisstand handelte es sich um ein Feuer kleineren Ausmaßes“, so auch Polizeisprecherin Nietz.
Aus Sicht der IAG kann es bei bestimmten Wetterlagen zur Selbstentzündung von Müll kommen. Im jüngsten Fall soll es sich um Abfall aus Privathaushalten gehandelt haben. „Die Aufarbeitung dieser Lagerbestände aus der Zeit vor Inbetriebnahme der MBA (Mechanisch-Biologischen-Anlage) steht bevor“, so Hase. Anschließend erfolgt die Lagerung der Reststoffe auf dem Ihlenberg.Aus Sicht der IAG kann es bei bestimmten Wetterlagen zur Selbstentzündung von Müll kommen. Im jüngsten Fall soll es sich um Abfall aus Privathaushalten gehandelt haben. „Die Aufarbeitung dieser Lagerbestände aus der Zeit vor Inbetriebnahme der MBA (Mechanisch-Biologischen-Anlage) steht bevor“, so Hase. Anschließend erfolgt die Lagerung der Reststoffe auf dem Ihlenberg.“
http://www.svz.de/newsmv/lr/gad/18.04.07/23-16801019/23-16801019.html


Artikel in der Heilbronner Stimme vom 18. April 2007

„Müllentsorgung: EnBW steht zu ihren Verträgen
Von Herbert Kaletta

Klare Zusagen und doch viele Fragen offen. Dies ist die Situation bei der künftigen Müllabfuhr und -entsorgung in Stadt und Landkreis Heilbronn. Im Umweltausschuss des Heilbronner Kreistags informierten jetzt Vertreter der EnBW über die Struktur der Müllentsorgung, nachdem das Unternehmen Teile seiner Umweltsparte (U-Plus) verkauft und die biologisch-mechanischen ISKA-Müllbehandlungsanlagen in Heilbronn und Buchen schließen wird.
Ihre größte Sorge, die Frage der Vertragssicherheit, scheinen Landrat Detlef Piepenburg und die Kreisräte los zu sein. Die Alba AG aus Berlin, bundesweit, drittgrößter Entsorger, werde die seitherigen Verpflichtungen Zehners bei der Müllabfuhr übernehmen, erklärte den Kreisräten Manfred Haberzettel, Konzernbevollmächtigter der EnBW. Für die Entsorgung des eingesammelten Mülls, für den die nicht zum Verkauf stehende EnBW-Tochter T-Plus zuständig bleibt, hat EnBW dem Landkreis eine schriftliche Garantie gegeben.
Die EnBW hatte vor einigen Jahren den Zuschlag für die Entsorgung erhalten und die Stadt Heilbronn, den Landkreis und den Hohenlohekreis praktisch aus bereits geschlossenen Verträgen mit der MVA Mannheim herausgekauft. Ebenfalls eine klare Zusage hat das Heilbronner Landratsamt dafür, dass dem Landkreis durch die Veränderungen keine Mehrkosten entstehen.
„Zwei Dinge bleiben übrig“, bilanzierte Landrat Detlef Piepenburg. Erstens habe es einen bitteren Geschmack, dass der geplante Entsorgungspfad nicht weitergegangen wird. Zweitens hätte man sich eine bessere Informationspolitik gewünscht. So wurde den Kreisräten wohl erst in dieser Sitzung bewusst, dass die Schließung der ISKA-Anlagen nicht nur darauf zurückzuführen ist, dass man die Geruchsbelästigungen nicht in den Griff bekam (wir berichteten). Wie Dr. Gerd Uhlenbrauck, Geschäftsführer der T-Plus und EnBW-Konzernbeauftragter für die Entsorgung, darlegte, habe die Anlage auch die Grenzwerte für das Geostabilat nicht einhalten können, das man in der biologisch-mechanischen ISKA-Anlage gewinnen wollte. Als Pilotanlage habe ISKA funktioniert, in größerer Dimension nicht.
Manfred Haberzettel räumte ein, dass es „ein Fehler war“, die Anlagen gleich unter Volllast fahren zu lassen, was auch personelle Konsequenzen nach sich gezogen habe. Schließlich habe man das Projekt ISKA aufgegeben, weil selbst hohe Investitionen in Nachbesserungen keine Lösung der Probleme garantieren ließen. Kreisrat Paul Gräßle (Grüne) sprach von einer „vertanen Chance“, Hanspeter Friede von der SPD davon, dass die Schließung „wenigstens das Ende der Geruchsbelästigung für die Heilbronner und Neckarsulmer Bürger gebracht habe. Christoph Schulz (CDU) fürchtet indes trotz garantierter Preisneutralität für den Landkreis, dass „die Bürger irgendwie ja doch die Zeche des wirtschaftlichen Desasters zahlen.“
Für die Zukunft setzt die EBW klar auf Müllverbrennung. Derzeit geht der Müll aus Stadt und Landkreis Heilbronn in die Verbrennungsanlagen nach Stuttgart und Mannheim. Er wurde aber auch schon nach Nordrhein-Westfalen gefahren. Das Umweltministerium schreibt vor, dass Kapazität in Baden-Württemberg genutzt werden muss, bevor man in andere Bundesländer ausweicht. Doch so viel freie Kapazität, wie nötig wird, um die Ausfälle der Anlagen in Heilbronn und Buchen unterzubringen, gibt es nicht. Wo wird der Müll zwischengelagert, wie wird er transportiert?
Offene Fragen. Bis Ende Juni, sei „wahrscheinlich das Gesamtkonzept erstellt“, so Uhlenbrauck auf Nachfrage des Landrats. Sicher ist, die Fahrzeuge, die den Müll einsammeln, werden ihn nicht zu den Verbrennungsanlagen fahren. Man braucht einen oder mehrere Umschlagplätze. „Wir verhandeln mit drei Anbietern“, erklärte Uhlenbrauck, ließ sich auch auf Nachfrage unserer Zeitung weder Namen noch Orte entlocken. Auch das bisherige ISKA-Gelände könnte der Standort für einen Umschlagplatz sein. Uhlenbrauck betont, dass man Konflikte wegen Geruchsproblemen vermeiden werde. Auch deshalb ist er gegen Mülltransporte auf Neckarschiffen. Bis diese voll beladen seien, stünden sie mit Müll mehrere Tage herum. Die Verantwortung dafür werde er nicht übernehmen.
STICHWORT
Müllabfuhr
Seit 2006 fährt die Firma Zehner im Landkreis Heilbronn den Müll ab. Zehner gehört zur EnBW-Tochter U-Plus, die an die Berliner Alba-AG verkauft werden soll, den drittgrößten Entsorger in der Bundesrepublik. Alba, so sagt die EnBW, müsste den Vertrag von Zehner übernehmen. Der läuft bis zum 31. Dezember des Jahres 2014.
Müllentsorgung
Bei der Entsorgung des eingesammelten Mülls bleibt EnBW im Spiel denn diese Aufgabe behält deren Tochter T-Plus, die nicht zum Verkauf steht. EnBW hat dem Landkreis schriftlich die Einhaltung des Vertrags garantiert, der bis 31. Dezember 2015 abgeschlossen ist. Der Müll wird in EnBW-eigenen und anderen Anlagen verbrannt. kal“
http://stimme.de/nachrichten/landkreis-heilbronn/art1923,990424.html?fCMS=b5dc65949912a8e209ea73895752d13c

Freundliche Grüße von Henriette Franke
für Autorenkollektiv Abfallwirtschaft-Kritik