Abfallbehandl. in Lübeck, Göttingen, Ennigerloh
MBA Lübeck: Schmutzwäsche in der Öffentlichkeit
MBA Göttingen: Fast zwei Jahre ungeklärt
MBA Ennigerloh: Regelmäßiger Besuch der Feuerwehr
Der Anlagenbauer Haase Energietechnik und die Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL) haben für ihre Auseinandersetzung um die MBA Lübeck auf der Deponie Niemark die größtmögliche Öffentlichkeit gewählt, das Worl Wide Web. So lässt sich weltweit nachlesen, dass das Verhältnis der beiden Vertragspartner gründlich ruiniert ist. Hier die weitergeführte Chronik eines Desasters (wir berichteten am 2. August 2007).
Die Anlage ist seit Mai 2006 im Probebetrieb. Lübecker Medien meldeten im August 2007, dass einige Schäden behoben seien und weitere Reparaturen noch liefen. Haase hatte sich zwischenzeitlich um die Übernahme der Abfallsparte der EBL und auch um den Betrieb der MBA beworben. Der Lübecker Umweltsenator Thorsten Geißler konstatierte eine Hängepartie. Die Forderung von Haase nach mehr Betriebspersonal von seiten der EBL wurde von deren Fachanwalt zurückgewiesen. EBL räumte jedoch ein, dass es Anfang August kurzzeitige Personalprobleme gegeben habe, was von Haase prompt abgemahnt wurde. Der Lübecker CDU-Abfallexperte Rüdiger Hinrichs bezeichnete das Klima zwischen Haase und EBL als offenkundig sehr schlecht. Er komme sich vor wie in einem schlechten Kinofilm.
http://www.hl-live.de/aktuell/textstart.php?id=35754
http://www.hl-live.de/aktuell/text.php?id=35754
http://www.hl-live.de/aktuell/text.php?id=35817
http://www.ln-online.de/lokales/2211080
Im September 2007 eskalierte der Streit. Laut den Lübecker Nachrichten warf Haase der EBL vor, sie lasse die Anlage verlottern und das unterbesetzte Personal sei lustlos. Die Zeitung berichtet am 1.9.2007:
„Überall liegt Dreck. Unter den Förderbändern sammelt sich der Unrat. Container, die Reste aufnehmen, quellen über. Alle paar Meter sind Pfützen auf dem Betonboden. An Maschinen und Laufbändern hängen Plastikfetzen. Die Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) auf der Deponie Niemark sammelt, sortiert und verwertet den Wohlstandsdreck der Lübecker. Nach nicht einmal zwei Jahren Betrieb sieht sie aus wie ein Mülleimer. Wenn Rolf Sieksmeyer und Dr. Jörg Kliefoth von der Baufirma Haase aus Neumünster durch das 32 Millionen Euro teure Werk gehen, packt sie die kalte Wut. "Wir machen uns Sorgen um die Anlage", sagen Prokurist und Betriebsleiter."
Die EBL wolle die Anlage nicht abnehmen, da sie keine Vollast schaffe. Haase kontert, für Volllast sei zu wenig Müll da. In diesem Jahr werde das nichts mehr. Anderswo habe man solche Probleme nicht. Gemeint sind Aufträge in England und Malta.
http://www.ln-online.de/lokales/2211716
(s. auch Quelle unten)
Die Lübecker wollen die Vorwürfe von Haase nicht auf sich sitzen lassen. Am 3. September 2007 zeigte sich die EBL in einer Pressemitteilung empört und verärgert. Punkt für Punkt wird eine ausführliche Gegendarstellung gegeben. Zudem versuche Haase offenbar, die Öffentlichkeit zu instrumentalisieren.
http://www.luebeck.de/aktuelles/presse/pressedienstarchiv/view/2007/9/070654R/
http://www.entsorgung.luebeck.de/aktuelles/pressemeldungen/neu_110.html
(s. auch Quelle unten)
Am 28. September 2007 meldete das Lübecker Internet-Portal HL-live:
„MBA: Fortschritte bei Reparaturarbeiten
Die Reparaturarbeiten bei der Mechanisch-Biologischen Abfallbeseitigungsanlage (MBA) machen Fortschritte. Wie der der Technische Direktor der Entsorgungsbetriebe Lübeck, Manfred Wicke, am Donnerstagnachmittag im Werkausschuss mitteilte, kann jetzt "die Biologie" wieder hochgefahren werden. Voraussetzung dazu waren Reparaturarbeiten am Trockner und am Rührwerk, die jetzt abgeschlossen werden konnten. Die Inbetriebnahme der Kühlung soll noch vor dem 15. Oktober erfolgen.
http://www.hl-live.de/aktuell/text.php?id=36672
Am 9. November 2007 hat Haase den Werkvertrag mit EBL über die Errichtung der MBA Lübeck gekündigt. Begründung in der Haase-Pressemitteilung: Personelle und organisatorische Defizite auf städtischer Seite, funktioneller Verfall der Anlage und Fehlen eines technischen (EBL-)Leiters der Anlage.
http://www.haase-energietechnik.de/de/News/
(s. Quelle unten)
Der Vorwurf in Sachen technischer Leiter ist nicht von der Hand zu weisen. Andreas Seeger hatte im Juli 2007 gekündigt (wir berichteten am 2. August 2007).
Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe kontert dennoch das Personalargument. „Das ist eine fadenscheinige Begründung, teilte er den Lübecker Nachrichten mit. Umweltsenator Geißler hält die Kündigung für unberechtigt und will von Haase für alle Mehrkosten Schadenersatz verlangen. Günter Wosnitza von den Lübecker Grüne wirft dem Anlagenbauer ein "durchsichtiges Manöver" vor. Die zweijährige, unerklärliche Pannenserie diene dazu, "die Anlage zu übernehmen". Haase weist das als üble Unterstellung zurück.
http://www.ln-online.de/lokales/2252746
http://www.ln-online.de/lokales/2253741
(s. Quelle unten)
Unsere Meinung dazu:
Die Rechtsanwälte der beiden Parteien werden die Gewinner sein. Beide Parteien erweisen sich mit dem öffentlich geführten Streit einen Bärendienst. Für die EBL wird es nach der zur Schau gestellten Schmutzwäsche schwieriger werden einen Käufer zu finden und den aktuellen sowie künftigen Haase-Kunden könnte der Schreck in die Glieder fahren. Zudem ist eine mangels Klärung der Zuständigkeiten schlecht gewartete Anlage stark havariegefährdet.
Wie teuer eine MBA-Havarie sein kann und wie lange sich die Ursachenforschung hinziehen kann, referierte Anfang Oktober 2007 Wolfgang H. Stachowitz von der DAS IB GmbH (Kiel) auf dem 11. Abfall- und Deponiesymposium auf Sardinien. Die Gothaer Versicherung hatte ihn mit der Untersuchung des Totalschadens der MBA Südniedersachsen (Göttingen-Deiderode) beauftragt. Der Unfall geschah am 21. Januar 2006, der Schaden beläuft sich auf etwa 10 Mio. Euro, eine Explosion wird ausgeschlossen und die Untersuchung ist bis heute nicht beendet, d.h. nichts Genaues weiß man nicht. Stachowitz betont, das Beweissicherungsverfahren verlaufe sehr langsam, wodurch weitere Kosten für alle Beteiligten entstünden. Der Vortrag lässt sich hier herunterladen:
http://www.das-ib.de/vortraege.htm
Der MBA-kritische Spiegel-Artikel „MÜLLSKANDAL - Deo aus Nebelkanonen" vom 3. August 2007
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,497823,00.html
wurde mittlerweile von Abfallfachmann Klaus Stief kommentiert:
„Wie so oft mit Spiegelartikel - wenn man etwas davon versteht - ein wildes Durcheinander von im Kern nicht falschen Tatsachen, die aber im Zusammenhang des Beitrages von mir als reine Polemik eingestuft wird. Das Schlimmste ist, daß gar nicht deutlich wird, was der Autor eigentlich will: Er ist gegen die MBA, gegen die Abfallverbrennung, gegen die Deponie.
Aber man sollte den Betrag ruhig lesen und in Erinnerung behalten - für den Fall, daß man versucht ist mal einem anderen Beitrag, der einem eigentlich gefällt, zu glauben.
http://www.deponie-stief.de/mba/maktuell.htm
Hier noch ein Nachtrag zum Großbrand auf der Ersatzbrennstoffaufbereitungsanlage der MBA Ennigerloh (Fa. Ecowest) am 3. Februar 2007. Die Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Stadt Ennigerloh kennen den Weg zum Entsorgungszentrum am Westring wahrscheinlich schon mit verbundenen Augen. Seit dem Brand wurden sie dorthin 11 Mal wegen Fehlalarmen gerufen (8. Februar, 5. März, 7. März, 9. Mai, 1. Juni, 12. Juni, 19. Juni, 19. Juni, 15. Juli, 28. Juli, 13. September). Seit über zwei Monaten herrscht Ruhe. Man sollte die Brandmelder mal überprüfen, d.h. ob sie noch da sind oder ob sie jemand abgeschaltet hat. Es könnte ja mal wirklich brennen ...
http://www.feuerwehr-ennigerloh.de/Einsaetze/Einsaetze2007/einsaetze2007.htm
Freundliche Grüße von
Henriette Franke für Autorenkollektiv Abfallwirtschaftkritik
Quellen:
Bericht der Lübecker Nachrichten am 1. September 2007
„Die teure MBA droht zu verlottern
Lübeck - Im Streit um die MBA sind die Fronten völlig verhärtet. Die Anwälte haben das Sagen. Ein Kompromiss ist nicht in Sicht. Darunter leidet die Anlage. Ein Besuch.Überall liegt Dreck. Unter den Förderbändern sammelt sich der Unrat. Container, die Reste aufnehmen, quellen über. Alle paar Meter sind Pfützen auf dem Betonboden. An Maschinen und Laufbändern hängen Plastikfetzen. Die Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) auf der Deponie Niemark sammelt, sortiert und verwertet den Wohlstandsdreck der Lübecker. Nach nicht einmal zwei Jahren Betrieb sieht sie aus wie ein Mülleimer. Wenn Rolf Sieksmeyer und Dr. Jörg Kliefoth von der Baufirma Haase aus Neumünster durch das 32 Millionen Euro teure Werk gehen, packt sie die kalte Wut. "Wir machen uns Sorgen um die Anlage", sagen Prokurist und Betriebsleiter. Die städtischen Entsorgungsbetriebe (EBL) würden nicht genug Personal stellen, um die hochkomplexe MBA vernünftig zu steuern. "Wir brauchen 17 Mitarbeiter in einer Schicht", rechnen die Haase-Leute vor, "wenn 14 da wären, wäre es schön." Minutiös haben die beiden den Personalbestand der letzten Monate aufgelistet. Zwischen elf und 14 Prozent betragen die Fehlzeiten. Kliefoth: "Und das, obwohl ohnehin schon vier Mann pro Schicht fehlen." Damit nicht genug: Das von den Entsorgungsbetrieben gestellte Personal sei lustlos, bemängelt die Firma Haase. Wer hier arbeite, müsse "riechen, schmecken, hören", beschreibt Sieksmeyer den idealen MBA-Mann. Und außerdem auch mal einen Besen in die Hand nehmen. Der Bauherr aus Neumünster hat den Entsorgungsbetrieben wegen der Personalnot eine Abmahnung zugeschickt. Der Anwalt der EBL hat die Kritik zurückgewiesen. Er könne die Angaben nicht nachvollziehen. Während Haase die Personalnot anprangert, ärgern sich EBL und Politiker über ständige technische Probleme. Es gebe immer wieder Überraschungen, beklagt die EBL-Spitze. Derzeit müssen eine Brennkammer repariert und eine Kühlung für die Nassvergärung eingebaut werden. Es gab Probleme mit dem Sandfang und mit den Getrieben der Rührwerke. "Ein Müllwerk unterliegt erheblichem Verschleiß", erläutert Sieksmeyer. Das liege vor allem am vielen Sand im lübschen Abfall, der auf den Stahlteilen wie Sandpapier reibe. Die beiden Parteien haben sich im Laufe der Jahre völlig überworfen. "Der Gesprächsfaden ist gerissen", bedauert Prokurist Sieksmeyer, "ich glaube nicht so schnell an eine Einigung." Das Problem: Die EBL will die Anlage nicht abnehmen. Grund: Die MBA schaffe zwar die gesetzlich vorgeschriebenen Werte, aber nicht unter Volllast. Wie denn, kontert Haase. Die Stadt stelle viel zu wenig Müll zur Verfügung - 610 statt 1635 Tonnen wöchentlich. Wenn man Müll von außen holt, müsse man die MBA für 320 000 Euro umrüsten, sagt Haase. Das will die EBL-Spitze nicht. "Wir müssen zu einer Lösung kommen", fordert Umweltsenator Thorsten Geißler (CDU). Zumal die EBL den Kaufpreis schon weitgehend überwiesen haben. In diesem Jahr werde das nichts mehr, prophezeit Prokurist Sieksmeyer. Anderswo habe man solche Probleme nicht. Haase baut die Lübecker Anlage in England und Malta.
Von Kai Dordowsky, LN
Pressemitteilung der Stadt Lübeck und der EBL vom 3. September 2007
„Entsorgungsbetriebe weisen Vorwürfe zur MBA zurück
Die Entsorgungsbetriebe Lübeck weisen die Vorwürfe der Firma Haase zur Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlage mit Entschiedenheit zurück.
Mit äußerstem Befremden hat die Werkleitung der Entsorgungsbetriebe Lübeck auf die von der Firma Haase öffentlich erhobenen Vorwürfe im Zusammenhang mit der Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA Lübeck) reagiert. „Wir weisen die seitens der Firma Haase erhobenen Vorwürfe mit Entschiedenheit zurück. Sie haben in der Mitarbeiterschaft Empörung und Verärgerung ausgelöst, erklärten der Kaufmännische Direktor der Entsorgungsbetriebe Lübeck, Dr. Jan-Dirk Verwey, und der Technische Direktor, Manfred Wicke.
Im Einzelnen erklären die Entsorgungsbetriebe:
1. Erneut erweckt die Firma Haase in der Öffentlichkeit den Eindruck, die technischen Probleme beim Bau der Anlage seien darauf zurückzuführen, dass die Entsorgungsbetriebe nicht genügend Personal stellen, „um die hochkomplexe MBA vernünftig zu steuern. In diesem Zusammenhang erklärt die Firma Haase, es würden 17 Mitarbeiter in einer Schicht benötigt. Tatsache ist, dass die Entsorgungsbetriebe weder durch den zwischen der Firma Haase und den Entsorgungsbetrieben geschlossenen Vertrag noch durch irgendeine andere zusätzliche Vereinbarung verpflichtet sind, Mitarbeiter in dieser Anzahl zu stellen. Sollte die Firma Haase der Auffassung sein, dass über die vertraglich vereinbarte Anzahl zusätzliche Mitarbeiter erforderlich sind, so können die Kosten hierfür nicht dem Lübecker Gebührenzahler in Rechnung gestellt werden. Die Firma Haase versucht, von der Tatsache abzulenken, dass sie bis zum heutigen Tage nicht in der Lage ist, den Entsorgungsbetrieben die vertraglich geschuldete funktionsfähige Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlage zu stellen.
2. Die von der Firma Haase erhobene Behauptung, das von den Entsorgungsbetrieben gestellte Personal sei „lustlos, hat in der Mitarbeiterschaft für Empörung gesorgt. Der Personalrat hat hierzu eine eigenständige Stellungnahme abgegeben. Tatsache ist, dass die Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe unter schwierigen Bedingungen in einer immer wieder mit technischen Problemen belasteten Anlage engagierte Arbeit leisten.
3. Absurd ist der Vorwurf der Firma Haase, die Entsorgungsbetriebe würden zu wenig Müll zur Verfügung stellen. Zum einen sind die Entsorgungsbetriebe lediglich verpflichtet, während der Leistungsfahrt wenn die Anlage also so weit fertiggestellt ist, dass sie alle Vertragswerte erreicht und die Abnahmefähigkeit festgestellt werden soll - ein Mengenvolumen von 330 t Hausmüll täglich anzudienen. Zum anderen haben die Entsorgungsbetriebe deshalb weniger Müll in die Anlage verbracht, weil die Anlage durch ständige Mängel und Teilausfälle so auch im Augenblick weit davon entfernt ist, mehr Müll verarbeiten zu können.
4. Falsch ist die Behauptung der Firma Haase, das Müllwerk unterliege erheblichem Verschleiß, weil der Lübecker Abfall überdurchschnittlich viel Sand enthalte. Die Qualität des Lübecker Abfalls unterscheidet sich nicht von dem der Umlandgemeinden und entspricht den vertraglich vereinbarten Grunddaten. Richtig ist allerdings, dass die Anlage den Müll nicht vertragsgemäß verarbeitet. Dies ist allerdings ein Problem der Anlage und nicht ein Problem der Müllzusammensetzung.
5. Mit Entschiedenheit treten die Entsorgungsbetriebe dem von der Firma Haase vermittelten Eindruck entgegen, die MBA drohe aufgrund mangelnder Reinigungsarbeiten „zu verlottern. Die Firma Haase vermittelt damit den unzutreffenden Eindruck, als seien umfassende Reinigungsarbeiten an den Maschinen auch während des laufenden Betriebes der Anlage unter Beachtung von Unfallverhütungsvorschriften durchführbar. Dies ist jedoch nicht der Fall. Richtig ist, dass die Anlage neben der täglichen Routinereinigung in festgelegten Wartungsintervallen von den Mitarbeitern der Entsorgungsbetriebe regelmäßig umfassend gereinigt und gewartet wird.
6. Unzutreffend ist die Behauptung der Firma Haase, sie habe „anderswo... solche Probleme nicht. Eine von der Firma Haase im Land Brandenburg errichtete Anlage ist ebenfalls bis zum heutigen Tage nicht abgenommen. Die Anlagen in England und Malta sind noch weit von der Fertigstellung entfernt.
Firma Haase versucht offenbar, die Öffentlichkeit zu instrumentalisieren, weil sie nicht in der Lage ist, ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Die Werkleitung der EBL fordert die Firma Haase dennoch auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Hierzu erklärt Umweltsenator Thorsten Geißler abschließend:
„Wir erinnern die Firma Haase nachdrücklich an ihre vertraglich geschuldeten Pflichten. Anstatt in der Öffentlichkeit unberechtigte Vorwürfe zu erheben, sollte sich die Firma Haase auf die Lösung ihrer technischen Probleme konzentrieren, um damit die Anlage erfolgreich zur Abnahme zu bringen. Die Entsorgungsbetriebe haben Kooperationsbereitschaft immer wieder signalisiert. „
Pressemitteilung von Haase-Energietechnik am 12. November 2007:
„HAASE Anlagenbau kündigt MBA-Werkvertrag mit den Entsorgungsbetrieben Lübeck (EBL)
Am Freitag, 9. November hat die HAASE Anlagenbau, Neumünster, den Werkvertrag mit EBL über die Errichtung der MBA Lübeck gekündigt. Dieser Schritt wurde notwendig, nachdem die Zusammenarbeit mit der EBL wegen personeller und organisatorischer Defizite auf städtischer Seite als nicht mehr zielführend bezeichnet werden kann.
Seit anderthalb Jahren wird in der MBA Lübeck der gesamte Lübecker Abfall behandelt und entsorgt. Dabei werden auch die Vorgaben der Abfallablagerungsverordnung eingehalten. Trotzdem ist es bis heute nicht zu einer technischen Abnahme der Anlage durch EBL gekommen. Die personellen und organisatorischen Defizite seitens der EBL für den Betrieb der Anlage, die von HAASE Anlagenbau abgemahnt wurden, führen zunehmend zu einem funktionellen Verfall der Anlage. EBL verfügt über keinen technischen Leiter der Anlage, der als verantwortlicher Ansprechpartner für HAASE Anlagenbau zur Verfügung steht, um die Probleme gemeinsam zu beseitigen.
Der technische Zustand der Anlage verschlechtert sich von Monat zu Monat. Diese Umstände sind durch EBL zu verantworten und liegen außerhalb des Einflussbereichs von HAASE Anlagenbau.
HAASE Anlagenbau hat EBL Mitte September angeboten, den Betrieb der MBA Lübeck im Rahmen eines auf ca. 1 Jahr befristeten Betriebsüberlassungsvertrages zu übernehmen, um EBL von der Betriebsverantwortung zu entlasten und die Anlage technisch und kaufmännisch optimal zu betreiben. Das Angebot beinhaltet, dass das Entgelt für den Betrieb durch HAASE Anlagenbau sich in der Höhe der jetzigen Betriebskosten bewegt. Wirtschaftliche Optimierungen sollen im Verhältnis 50:50 unter den Vertragsparteien vergütet werden. Eine entsprechende Vereinbarung konnte bis heute jedoch nicht abgeschlossen werden. HAASE Anlagenbau ist weiterhin zu Gesprächen bereit, um zu einer konstruktiven Lösung zu kommen.
Bericht der Lübecker Nachrichten am 13. November 2007
„MBA: Stadt droht Firma mit SchadenersatzforderungenLübeck (LN) - Die Stadt und die Entsorgungsbetriebe akzeptieren die Kündigung ihres MBA-Partners nicht. Die CDU fordert eine Sondersitzung.Gestern Vormittag eilte Umweltsenator Thorsten Geißler (CDU) höchstselbst zur Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) auf der Deponie Niemark. Geißler wollte sich ein Bild vor Ort machen: Läuft der Betrieb trotz des eskalierenden Streits zwischen dem Anlagenbauer und den Entsorgungsbetrieben (EBL)? Am Freitag hatte der Anlagenbauer, die Firma Haase aus Neumünster, die Zusammenarbeit mit EBL und Stadt überraschend gekündigt. "Die Zusammenarbeit mit den EBL kann wegen personeller und organisatorischer Defizite als nicht mehr zielführend bezeichnet werden", erklärte die Haase-Chefetage gestern. Diese Defizite würden "zunehmend zu einem funktionellen Verfall der Anlage" führen. Der "technische Zustand der Anlage verschlechtert sich von Monat zu Monat", so Haase. Umweltsenator Geißler erkennt das als Kündigungsgrund nicht an. "Wir halten die Kündigung für unberechtigt und werden gegen Haase für alle Mehrkosten Schadenersatz geltend machen", so der Dezernent. EBL und Stadt würden jetzt mit Haase einen Zustandsbericht für die MBA verfassen und die Anlage von externen Gutachtern untersuchen lassen. Die Gutachter sollen feststellen, ob weiteres Geld nötig sind, um das High-Tech-Müllwerk zum verlässlichen Laufen zu bringen. Ein Müll-Notstand drohe aber nicht, versichern beide Seiten. Seit eineinhalb Jahren wird Lübecks Wohlstandsdreck durch die MBA geschoben und anschließend in der Deponie vergraben. Während Haase sagt, die MBA erfülle alle gesetzlichen Vorgaben, bestreiten Stadt und EBL das. Der Müll werde nicht vertragsgemäß bearbeitet, immer wieder gebe es Störfälle, argumentiert Lübeck. Deswegen haben die EBL die Anlage noch nicht abgenommen. Die Politiker schlagen sich eindeutig auf die Seite der Verwaltung. "Haase ist als Partner nicht geeignet", kritisiert Rüdiger Hinrichs, Entsorgungsexperte der CDU, "Lübeck hat alle Verpflichtungen erfüllt." Die Argumente der Neumünsteraner, dass die EBL zu wenig Personal gestellt hätten, seien ein Vorwand, ist Henri Abler (SPD), Vorsitzender des Werkausschusses, überzeugt: "Die MBA erreicht einen Teil der zugesagten Werte einfach nicht." Günter Wosnitza (Grüne) wirft dem Anlagenbauer ein "durchsichtiges Manöver" vor. Die zweijährige, unerklärliche Pannenserie diene dazu, "die Anlage zu übernehmen", erklärt Wosnitza: "Ich sehe nicht, dass Lübeck Fehler gemacht hat." Haase-Sprecherin Ursula Packhäuser weist den Vorwurf des "durchsichtigen Manövers" als üble Unterstellung zurück. Richtig ist allerdings, dass Haase den EBL Mitte September angeboten hat, den Betrieb der MBA auf ein Jahr befristet zu übernehmen. Heute diskutiert der Hauptausschuss, wie es mit der MBA weitergeht. Die CDU fordert eine Sondersitzung des Werkausschusses. Die Position von Stadt und EBL ist in diesem Streit nicht so günstig: Denn der Großteil des 26-Millionen-Auftrags ist bereits bezahlt. 95 Prozent sind an Haase überwiesen. Von Kai Dordowsky, LN"